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Das Recht auf Asyl ist ein grundlegendes Menschenrecht. Die Realität an den
Grenzen sieht jedoch anders aus: Die Aussicht legal auch nur in die EU
einzureisen ist bei einigen Ländern verschwindend gering. Bezogen auf ihr
Herkunftsland wird vielen Menschen die Chance auf ein Visum verwehrt.
Flüchtenden, wird unterstellt, sie könnten die Absicht haben, nicht mehr
auszureisen und einen Antrag auf Asyl zu stellen. Dies wird meist zu verhindern
versucht. Aus diesem Grund müssen sie „illegal“ und abseits der offiziellen
Grenzposten in die europäische Union einreisen. Am Beispiel zwischen Bosnien
und Kroatien ist dies keine Mauer oder Zaun, sondern eine „grüne Grenze“.
Die Landschaft wechselt hier zwischen hohen Bergen, auf denen im Winter
meterhoher Schnee liegt und dicht bewachsenen Wäldern, geteilt durch den
Grenzfluss „Una“. An diesen abgelegenen Orten sind illegale Push-Backs durch
Grenzbeamt*innen allgegenwärtig. Menschen müssen den Weg über die Grenze
in der Regel einige Male antreten, bis sie es schaffen, weiter ins Landesinnere zu
kommen. Sie nennen, diese Versuche „going on game“, weil es so oft passiert,
dass man tagelang alles riskiert, nur um wieder am Ausgangspunkt anzukommen.
Push-Backs unterscheiden sich in der Brutalität, in der sie durchgeführt werden.
Fast allen Menschen wird das Handy abgenommen und zerstört. Vielen Menschen
wird auch der restliche Besitz inklusive der Kleidung und Schuhe, die sie am Leib
tragen, weggenommen. Flüchtende berichten von physischer und psychischer
Gewalt durch die Polizei. Sie werden mit Schlagstöcken verprügelt, mit Waffen
bedroht oder gezwungen – teilweise dutzende Minuten lang – durch den kalten
Grenzfluss zu waten.
Es liegen Berichte vor, von Frauen, die Fehlgeburten in den Wäldern erleiden, von
mit Messern eingeschnittenen Händen und von blutig-rot geprügelten Rücken.
Diese Gewalt trifft auch Kinder, Schwangere und bereits stark verletzte Personen.
„PUSHBACK“, DAS UNWORT DES JAHRES 2021 (GfdS, 2021)
Hinter sogenannten „Pushbacks“ verbirgt sich das völkerrechtswidrige Abweisen
und Zurückdrängen von Schutzsuchenden. Flüchtende Menschen werden dabei
meist unmittelbar nach Grenzübertritten gewaltvoll zurückgeschoben. Anonyme
Soldaten mit Sturmmasken, Gewehren und Schlagstöcken, jagen die Menschen
zurück über die Grenze – ohne jegliche Prüfung der Fluchtgründe, ohne jegliche
Möglichkeit einen Asylantrag zu stellen – fernab aller Rechtmäßigkeit und doch
staatlich gewollt und organisiert.
Es war das Unwort des Jahres, denn es verharmlost, nein verschweigt die Gewalt,
die ein Pushback bedeutet.
Pushback suggeriert viel eher, dass eine Gefahr zurückgedrängt – zurückgepusht
wird. Dabei kommt die Gefahr nicht von denen die fliehen. Gefährlich sind die,
die pushen.
Wie schlecht muss deine Situation sein, dass du diesen Weg auf dich nimmst?
Immer und immer wieder? Und was ist das für ein Ort, an den Menschen auf der
Flucht zurückkehren müssen, nachdem sie es drei-, vier-, manchmal auch zehnmal
versucht haben die Grenze zu überqueren und immer wieder gewaltvoll zurück-
gedrängt wurden? Wie sieht diese Grenze aus? Wie hört sich diese Grenze an?
Was bedeutet diese Grenze?
Wir laden euch ein, euch diesen Fragen zu stellen.
Vor allem in diesen Zeiten wollen wir das Thema Flucht in die Köpfe der Menschen
rufen. Nicht indem wie über Zahlen sprechen, denn Zahlen kennen wir bereits.
Diese Zahlen sind für uns so unvorstellbar groß, dass wir vergessen, dass es um
Menschen geht. Wir vergessen die Emotionalität:
Die Welt spricht über Maßnahmen und nicht über Hilfe. Über die Folgen für
Deutschland und nicht über Traumata. Über Bezahlkarten und nicht über
Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Über Grenzen statt über Menschlichkeit.
Pushbacks vary in the brutality with which they are carried out. Almost everyone‘s cell phone is taken and destroyed. Many people are also stripped of the rest of their possessions, including the clothes and shoes they are wearing. Refugees report physical and psychological violence by the police. They are beaten with batons, threatened with weapons, or forced to wade through the cold border river – sometimes for dozens of minutes. There are reports of women suffering miscarriages in the forests, of hands cut with knives and of backs beaten bloody and red. This violence also affects children, pregnant women and people who are already seriously injured.
Foto von Nils Wenzler
Kommt vorbei zu unserer audiovisuellen Ausstellung:
Pushback. – What does the borden mean?