29. März bis 1. April auf Gleis 8
Die rollende Ausstellung wider das Vergessen der Deportationszüge der Reichsbahn, die Millionen Menschen in die Vernichtungs-KZs verschleppten, macht vier Tage lang Station in Freiburg. Im Fokus stehen dabei die Schicksale von Kindern und Jugendlichen aus zahlreichen Städten und vielen Ländern, die dem Morden der Nazis zum Opfer fielen.
Wir zitieren von der Internetseite der Initiatoren:
Die Ausstellung
Der „Zug der Erinnerung“ besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird. Ob aus Skandinavien oder aus Südgriechenland: Über Tausende Kilometer verschleppten die SS, das Reichsverkehrsministerium und die „Deutsche Reichsbahn“ über 1 Million Kinder und Jugendliche. Die Fotos der Opfer und ihre letzten Briefe, die sie aus den „Reichsbahn“-Waggons warfen, stehen für das Los der Millionen, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet wurden.
Statt entsetzlicher Bilder zeigt die Ausstellung Andenken, die aus unseren Familienalben stammen könnten. Zu sehen ist das Lächeln der Kindheit und der Optimismus der Jugend. Zugleich verweisen die Dokumente auf ein Tabu, das für alle Zivilisationen verpflichtend ist: Das Leben der Kinder zur Erhaltung der Gattung zu schonen. Mit dem Kindermord hat Nazideutschland dieses Gesetz gebrochen und zeitweise außer Kraft gesetzt. Aus Auschwitz und den anderen Lagern kehrten nur wenige Kinder zurück. Ihre beispielhaften Biographien, die Bilder ihrer frohen und erwartungsvollen Gesichter laden nicht nur zum Gedenken ein, sondern vermittelten einen implizite Aufforderung: Gegen die Triebfedern der Verfolgung (Rassismus, Antisemitismus und nationalistische Ideologien) deutlich Stellung zu beziehen.
In einem erweiterten Ausstellungsbereich werden mehrere Täter der unterschiedlichen Funktionebenen vorgestellt, die für den Transport der todgeweihten Kinder und Jugendlichen in die Vernichtungslager sorgten. Mehrere dieser Spezialisten setzten ihre Bahnkarrieren in der Nachkriegszeit fort.
Am Ende des zweiten Waggons hängen die noch leeren, durch die Recherche von Schulen und anderen Organisationen zu füllenden Tafeln mit den Fotos und Biographien einzelner Kinder aus den Gemeinden und Städten entlang der Fahrstrecke.
Der „Zug der Erinnerung“ hält auch eine Rechercheneinheit bereit: Computer und eine Handbibliothek laden zur Spurensuche ein.
Der Zug
Der „Zug der Erinnerung“ fuhr probeweise erstmals am 27. Januar 2007 in Würzburg. Die historische Lok und wenige Wagen mit Fotos der Kinder und Dokumenten über das regionale Deportationsgeschehen riefen bundesweit erhebliches Medieninteresse hervor. Die ungewöhnliche Darstellungsform und der einfache Bezug zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der im Bahnhof, dem früheren wie heutigen Handlungsort, hergestellt werden konnte, machte die Präsentation gerade für Jugendliche gut nachvollziehbar.
Nach mehrmonatigen Planungen begann der „Zug der Erinnerung“ am 8. November 2007 seine bundesweite Fahrt in Frankfurt a.M. Das Datum war wegen des Gedenkens an die Opfer der Novemberpogrome gewählt worden („Reichskristallnacht“). Bis zum 8. Mai 2008 legte der Zug mit seinen Ausstellungswagen fast 10.000 Kilometer zurück. Mehr als 240.000 Besucher kamen auf 70 Bahnhöfe in der Bundesrepublik und in der Republik Polen. (1)
Die letzte Etappe der Fahrt führte von Görlitz zur Gedenkstätte Auschwitz. Besonders engagierte deutsche Jugendliche begleiteten den Zug auf dieser Reise und suchten im Staatlichen Museum Auschwitz (Oswiecim) nach Spuren der Deportierten. Auf dem Gelände von Auschwitz-Birkenau bekannten sich die Teilnehmer am 8. Mai 2008, dem 63. Jahrestag der Kapitulation des NS-Reiches, zu einer Selbstverpflichtung:
…Das Interesse der Nazis war es, alle Menschen umzubringen, die sie für nicht lebenswert befanden. Dies ist ihnen nicht gelungen! Wir haben das Glück noch mit den letzten Zeitzeugen sprechen zu können und von ihnen zu lernen.
Diese Verantwortung übernehmen wir!
Diese Verpflichtung machen wir uns zu eigen!
Dies versprechen wir vor den Waggons der ‚Deutschen Reichsbahn‘, mit denen die Kinder und Jugendlichen in den Tod deportiert wurden.“Mit dieser Botschaft kehrte der „Zug der Erinnerung“ nach Deutschland zurück. Ermutigt durch viele Tausend Spender und Dank der überparteilichen Unterstützung gesellschaftlicher Organisationen (insbesondere durch lokale Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Kirchen) setzt der Zug seine Fahrt im Winter 2008/2009 fort. Die mobile Ausstellung ist in einer erweiterten Fassung zu sehen. Auf den Haltebahnhöfen ruft der „Zug der Erinnerung“ zu einem Bund der Generationen auf.